Vorstand 2024 des Verschönerungsvereins Krummsee

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Amphibien

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Ergänzende Informationen zur Tafel 4

Amphibien - Eine uralte Tiergruppe

Wissenswertes und Aktuelles
Was sind Amphibien, welche Arten gibt es in Schleswig-Holstein und was können wir zum Schutz dieser schleimigen Landwirbeltiere tun? Über diese Fragen und mehr informiert der NABU im Folgenden.

Laubfrosch - Foto: Christian Fischer

Amphibien sind die ursprünglichste Klasse der Landwirbeltiere

Diese uralte Tiergruppe hat über viele Millionen Jahre das Bild der Erde bestimmt. Von den heute lebenden Wirbeltieren gehören die Amphibien zu denjenigen, die uns den besten Einblick in die Entwicklung vom Wasser- zum Landleben geben. Der Name Amphibia stammt aus dem Griechischen und bedeutet doppellebig. Sie beginnen ihr Leben im Wasser und setzen es nach Umgestaltung ihres Körpers an Land fort (Metamorphose). Nur wenige verbringen ihr Leben in einem Lebensraum.

Die drei noch heute existierenden Ordnungen der Lurche oder Amphibien sind das Ergebnis einer Entwicklungsgeschichte, die vor über 350 Mill. Jahren begonnen hat. Zu ihnen gehören die Schwanzlurche (Caudata) zu denen Molche und Salamander gehören, die Froschlurche (Anura) zu denen Frösche und Kröten gehören und die weniger bekannten Blindwühlen (Gymnophiona).

Amphibien sind wechselwarme Tiere

Sie lieben aus diesem Grund die Wärme und atmen durch ihre drüsenreiche Haut, die deshalb immer feucht sein muss, aber auch durch Kiemen und Lungen. Wegen der heißen Sonne am Tag und des Taus in der Nacht haben sie im Sommer eine nächtliche Lebensweise, die auch durch die geringe Aktivität ihrer Fressfeinde bedingt ist. Im Sommer hat man in der Abend- und Nachtdämmerung bei feuchtwarmen Wetter gute Chancen, sie außerhalb ihrer Verstecke zu finden. Man entdeckt sie aber auch auf ihren alljährlichen Wanderungen vom Winterquartier zum Fortpflanzungsgewässer.

Krötenwanderung

Den Tod auf der Straße verhindern
Die "Krötenwanderung" ist sehr charakteristisch für Amphibien. Zwar ist diese weniger spektakulär als der Vogelzug, aber bei 10 cm großen Tieren, die weder fliegen noch schnell laufen können, sind zwei bis drei Kilometer Wanderstrecke schon eine gewaltige Leistung. Das Wanderverhalten an sich ist gut untersucht, doch wie beispielsweise die Erdkröte, unsere häufigste Krötenart, Jahr für Jahr das gleiche Gewässer wiederfindet, ist noch nicht endgültig geklärt.

Der Beginn der Wanderung ist witterungsabhängig

Als "Startschwelle" gelten 4-5°C Bodentemperatur in Regennächten, die meist im März erreicht wird. Dann kommen sie aus ihren Verstecken und wandern zielgerichtet, ohne jegliche Nahrung aufzunehmen, zu ihren Fortpflanzungsgewässern, indem die jeweilige Erdkröte schon ihre Metamorphose vollzogen hat. Kommt es zu Temperaturstürzen vergraben sie sich sofort wieder. Ein ungelöstes Rätsel ist die Orientierung der Amphibien auf ihrer Frühjahrswanderung zu ihren Geburtsgewässern. Dass sie den Laichplatz sehen ist unmöglich, weil die Winterquartiere meist über einen Kilometer entfernt liegen. Da sie bei der Wanderung andere Gewässer durchqueren, ist die Orientierung anhand von "Feuchtigkeitswerten" auszuschließen. Auch die Vermutung, dass sich Amphibien durch ihren Geruchssinn orientieren, ist durch Verfrachtungsversuche widerlegt worden. Weitere Vermutungen, wie die Orientierung auf Grundlage der Landschaftskenntnis, der Erdanziehung oder der Navigation anhand von Himmelskörpern konnten bis heute nicht bewiesen werden.
Nach Erreichen des Laichplatzes sind sie am einfachsten bei der Paarung zu entdecken, wenn sie sich in Gewässernähe aufhalten oder zum Laichen im Wasser sitzen. Dort findet man meist mehrere Arten nebeneinander: Grasfrösche, Laubfrösche, Wasserfrösche, Kreuzkröten und Erdkröten. Sie können die Eier dem eigenen Lebensraum überlassen, wo sie vor dem Austrocknen geschützt sind. Der großen Anzahl von räuberischen Feinden stehen hierbei eine übergroße Zahl von Eiern gegenüber. 2000- 5000 Eier pro Weibchen sind keine Seltenheit. Die Eier werden in Ballen oder Schnüren abgegeben und befinden sich in einer quellfähigen Gallerthülle, welche die Eier vor Pilzbefall schützt. Aus den Eiern schlüpfen meist Larven mit äußeren Kiemen.

Am Ende der Entwicklung (Metamorphose) nimmt die Lunge ihre Funktion auf und ermöglicht somit ein Leben auf dem Lande. Dieser Umwandlungsprozess von der Eiablage über das Larvenstadium bis zum ausgewachsenen Tier kann man bei einheimischen Froschlurchen sehr gut beobachten. Die Entwicklung des Laichs dauert meist 3-4 Wochen; die Larven brauchen 2-3 Monate, bis sie sich zu kleinen Fröschen oder Kröten entwickeln und an Land gehen. Die 1,5cm großen Amphibien verlassen mitunter in solchen Mengen die Laichgewässer, dass der Volksmund von "Froschregen" spricht. Mit drei Jahren sind diese "Fröschchen" dann geschlechtsreif.

Laubfroschkaulquappe - Foto: Oscar Klose

Nach der Fortpflanzungphase verlassen die meisten Amphibienarten das Gewässer und treten bei höheren Temperaturen von 10-12°C eine zielgerichtete Wanderung in die Sommerquartiere an. Sind diese Temperaturen nicht gegeben, vergraben sie sich wieder und bleiben passiv.
Die Mehrzahl der Tiere kann man von Ende Mai bis August 500-1500m vom Laichgewässer entfernt entdecken, wo sie ein Gebiet von 50-150m bewohnen und sich nachts auf Nahrungssuche begeben. Im Oktober kommt es zur Herbstwanderung in die Winterquartiere. Diese werden nach Erreichen auch bei günstigen Temperaturen nicht mehr verlassen.
Es kann höchstens zu einer "Tiefenwanderung" kommen, um dem Einfrieren zu entgehen. Bei diesem Schema handelt es sich um eine einfache Darstellung. Natürlich kommt es zu Abweichungen, durch Veränderungen oder Zerstörung der Lebensräume oder durch Entstehung neuer Biotope, die trotz hoher Laichplatztreue relativ schnell besiedelt werden.

Amphibienwanderung - Foto: Bianka Lungwitz

Amphibienwanderung - Foto: Bianka Lungwitz

Der Grasfrosch

Grasfroschpaare mit Laich - Foto: Rainer Pietsch

Der Grasfrosch (Rana temporaria) ist unser häufigster Froschlurch und kommt in ganz Deutschland flächendeckend vor. Grasfrösche stellen vergleichsweise geringe Ansprüche an ihre Umwelt. Man findet sie auch in Gärten und Parks. Die Haut des 5- 10 cm großen Frosches kann von gelb-oliv bis dunkelbraun variieren, immer mit dunklen Flecken versehen und dementsprechend sehr kontrastreich wirkend. Ein weiteres Bestimmungsmerkmal des gewandten Springers ist die glatte Haut.
Diese Art balzt schon im März. Der Grasfrosch ist ein "Explosionslaicher", dass heißt, in zwei bis drei Tagen laichen oft mehrere hundert an einer Stelle. Der Laich ist relativ schnell als Grasfroschlaich zu identifizieren, denn er laicht nicht wie Kröten in Schnüren, sondern in Ballen, die an der Wasseroberfläche schwimmen. Außerhalb der Balz lebt er verborgen an Land, wo er nachts er Schnecken, Asseln und Würmer als Nahrung sucht. Der Grasfrosch ist zwar die häufigste Froschart, aber dennoch ist er starken Gefährdungen ausgesetzt, da er sehr empfindlich auf Umweltveränderungen und große Fischbestände in seinen Laichgewässern reagiert.

Erdkröte (Bufo bufo)

Erdkröten auf der Straße - Foto: Bernd Schönebaum

Unsere größte und häufigste Kröte, die Erdkröte (Bufo bufo) ist an ihrer braunen Farbe und warzigen Haut zu erkennen. Die Weibchen sind deutlich größer und können bis zu 15 cm Körperlänge erreichen. Die unterschiedlichen Größen sind deutlich bei der Krötenwanderung zu sehen, wenn sich das Männchen von dem Weibchen tragen lassen. Auch diese Art ist sehr anpassungsfähig.

Sie kommt in naturnahen Wäldern, menschlichen Siedlungen, Flüssen, Lagunen und sogar in brackwasserführenden Poldergewässern der Nordsee vor. Auch Erdkröten fressen vorwiegend Schädlinge, die sie auf ihren nächtlichen Streifzügen erbeuten. Zu den Feinden der Froschlurche zählen Vögel wie Störche, Igel, Spitzmäuse und Krötenschmeißfliegen, die ihre Eier an den Kröten ablegen. Die entstandenen Larven bohren sich über die Nasenlöcher ein und zerfressen das Tier. Allgemein hat sich die Einstellung zu Erdkröten geändert. Das vielfach als "hässliche Kröte" abgewertete Tier, wird heute als nützlicher und ungiftiger Helfer bei der Schädlingsbekämpfung im Garten erkannt.

Teichmolch (Triturus vulgaris)

Teichmolch - Foto: Ingo Ludwichowski

Der Schwanzlurch mit dem größten Vorkommen im Kreis Pinneberg ist der Teichmolch, der auch zur Wanderungs- und Laichzeit am besten zu beobachten ist. Der Teichmolch (Triturus vulgaris) mit seinen ca. 80-110 mm Größe ist eine anpassungsfähige Art, die in allen offenen Landschaften Europas zu finden ist. Als Laichplatz bevorzugt er besonnte Gewässer. Hauptmerkmal ist der orangefarbene, mit schwarzen Flecken versehene Bauch. Während der Paarungszeit bekommt das Männchen einen hinter den Augen beginnenden hohen, gezackten Kamm. Die untere Schwanzkante zeigt eine auffällige orangerot und Blaufärbung.

Das Weibchen hingegen ist oberseits meist unauffällig einfarbig, gelblich lehmfarben und besitzt keinen Kamm. Die Bauchseiten glänzen oft golden, wobei der gelbrote Bauch auch beim Weibchen die charakteristischen schwarzen Flecken zeigt. Gegen Ende des Wasseraufenthaltes nehmen die Molche die sogenannte Landtracht an. Es bilden sich der Kamm und die Schwimmsäume an den Zehen der Männchen weitgehend zurück. Er führt, wie die Froschlurche, ein unauffälliges Nachtleben, bis er zu seinem Winterplatz wandert. Molche besitzen viele Feinde. Schon als Larve werden sie von erwachsenen Artgenossen, Libellenlarven und Fischen gefressen. Dazu kommt, dass nicht weniger als 20 Vogelarten bekannt sind, die Teichmolche fressen.

Molche sind während der Fortpflanzungszeit tag- und nachtaktiv. Die Jungmolche messen bei ihrem ersten Landgang 30-50mm. Erst nach zwei bis drei Jahren sind sie geschlechtsreif und nehmen an der Fortpflanzung und der damit einhergehenden Wanderung teil. Außerhalb sind sie der Brutzeit meist nur nachts außerhalb ihrer Verstecke zu finden.

Bergmolche und Teichmolche können älter als 20 Jahre werden.

Amphibien gehören in Mitteleuropa zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen. Das kommt daher, weil kleine, unscheinbare Eingriffe in die Natur bei Lurchen einen großen Einfluß haben. Umweltgifte, Trockenlegungen, Vermüllungen und der Straßentod sind nur einige Gefährdungsgründe. Dazu kommt, dass ihre Aktionsräume bei Zerstörung ihrer Laichgebiete wesentlich kleiner sind als beispielsweise bei Vögeln oder Säugetieren.

Bergmolch - Foto: Frank Derer

Vielfach bedroht

Verheerende Wirkung von Chemikalien und wachsende Verkehrsaufkommen

Die Wirkung von Reinigungs- und Spülmitteln auf Amphibieneier und Larven hat man im Labor untersucht. Bei einer Konzentration von nur 0,001 Prozent eines Spülmittels im Untersuchungswasser konnten nach wenigen Stunden Entwicklungsschäden sowie eine hohe Todesrate festgestellt werden. Weiter "verbrauchten" in den 70ern allein englische Schulen und Universitäten zu Lehrzwecken 200.000 Frösche aus den natürlichen Beständen.
Das aktuellste Problem ist, dass dem wachsenden Verkehrsaufkommen mit dem Bau neuer Straßen begegnet wurde und immer noch wird, welche oftmals die Lebensräume freilebender Pflanzen und Tiere durchschnitten. Darunter sind auch Wanderwege von Amphibien.

Die Zahl überfahrener Amphibien nimmt immer stärker zu.

Zu den Opfern zählen die standorttreuen "Explosionswanderer", wie Grasfrosch, Erdkröte, Moorfrosch, Springfrosch und auch die Molcharten. Hier können nur Straßensperrungen, Krötenzäune und Krötentunnel helfen, die es schon an einigen stark befahrenen Straßen gibt.

Der Slogan: "Was wir nicht kennen, können wir nicht schützen" ist aktueller denn je. Wirksamer Schutz ist nur möglich, wenn wir über die Biologie, die Lebensräume und die Ansprüche der Amphibien genau Bescheid wissen.